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Hopespots 3: Verwurzelung- nur wer Wurzeln hat, kann auch fliegen

„Die Verwurzelung ist vielleicht das wichtigste und meistverkannte Bedürfnis der menschlichen Seele.” Diese feinsinnige Aussage der französischen Philosophin und unbeugsamen Sozialrevolutionärin, Simone Weil (1909-1943), ist bei mir sofort auf sehr fruchtbaren Boden gefallen. Natürlich geht es darum, sich in sich selbst zu verwurzeln. Im Menschsein, in der eigenen Existenz und in der innewohnenden Essenz. Es gilt zu erkennen, wer oder was man wirklich ist und wie man über das „kleine Ich“ hinauswachsen kann.

Kein anderes Körperteil als unsere Füße können so gut eingesetzt werden, um die eigene Verwurzelung zu stärken. Unsere Füße gehen mit der Erde eine lebenslange Symbiose ein. Halten Sie mal einen Moment lang inne, spüren Sie Ihre Füße am Boden… Nehmen Sie wahr, wie die Füße den Boden berühren… Können Sie den Boden durch die Schuhe hindurch spüren? Wenn nicht, dann seien Sie einfach gewiss, dass der Boden da ist und Sie trägt. Immer. Schritt für Schritt. Halten Sie tagsüber immer wieder mal für ein paar Momente die Zeit an: Gehen Sie mit der Aufmerksamkeit in Ihre Füße, atmen Sie bewusst durch die Füße ein und aus... Stellen Sie sich vor, wie aus Ihren Fußsohlen lange Wurzeln in die Erde wachsen und wie Sie sich auf diese Weise mit Mutter Erde verbinden.

Nie war Verwurzelung wichtiger als in diesen Zeiten, in denen scheinbar fast nichts mehr so ist, wie es mal war. Bei sehr vielen Menschen hat sich eine starke Verunsicherung breit gemacht. Zu der eigenen Befindlichkeit kommen wirtschaftliche Sorgen. Viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren oder sind in die Insolvenz gegangen. Viele Kinder und Jugendliche leiden massiv unter den Maßnahmen und es wird ein deutlicher Anstieg bei Adipositas, Essstörungen, Diabetes und Infektionen verzeichnet (https://www.dak.de/dak/bundesthemen/corona-alarmierende-folgen-fuer-kinder-und-jugendliche-2480802.html#/). Dazu kommt die Spaltung der Gesellschaft im Großen, wie im Kleinen, z. B. in Freundschaften, Ehen etc. Ich habe mich immer für einen sehr flexiblen Menschen gehalten, doch was ich in den letzten 28 Monaten erlebt habe, hat mich sehr gefordert, fast überfordert, und es ist klar: Es ist noch nicht vorbei.

Verwurzelung, Atmen oder auch Meditation sind gute Werkzeuge, um bei sich zu bleiben und sich nicht „aufzulösen“. Simone Weil hat noch mehr über dieses Thema geschrieben: “Die Entwurzelung ist bei weitem die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft. Wer entwurzelt ist, entwurzelt. Wer verwurzelt ist, entwurzelt nicht.“ Leider habe ich den Eindruckt, dass immer mehr Menschen entwurzelt werden. Der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh hat wunderbare Bücher geschrieben und Anleitungen gegeben, wie wir uns selbst und der Welt in Frieden gegenübertreten können. Auch Bücher über Gehmediation stammen von ihm, z. B. „Der Geruch von frisch geschnittenem Gras: Anleitung zur Gehmeditation“. Schauen Sie da mal rein und lassen Sie sich inspirieren.

Hier nun noch eine kleine, einfache Übung, um sich zu verwurzeln und gleichzeitig die eigene Beweglichkeit und Flexibilität zu spüren. Atmen Sie zwischen den einzelnen Schritten mindestens ein Mal, besser einige Male, ein und aus.

  • Stellen Sie sich aufrecht hin und nehmen Sie den Boden unter Ihren Füßen wahr (dies geht am besten barfuß, doch auch in Schuhen macht diese Übung Sinn).
  • Lassen Sie Ihre beiden Fersen in den Boden hineinsinken, so, als ob sich die Achillessehnen nach unten verlängern würden. Auch die Fußaußenseiten drehen etwas nach außen-unten, dem Erdboden entgegen. Gleichzeitig bleiben die beiden Großzehengrundgelenke deutlich im Boden verwurzelt.
  • Stellen Sie sich vor, wie die lebendige Kraft der Erde, das Erd-Chi, in beide Fußsohlen hineinströmt. Sie können dem Chi auch eine Farbe geben, vielleicht eine helle, strahlende Farbe wie Sonnenlicht.
  • Spüren Sie – stellen Sie sich vor – wie die Energie sich in Ihrem Körper verteilt. Es fließt langsam von den Füßen in die Beine hinein, von dort in den Rumpf und dann in die Arme und in den Kopf. Nach und nach werden Sie immer mehr von der Energie, dem strahlenden Licht, durchflutet. Es ist so deutlich, dass Sie sogar spüren, wie es an den Fingerspitzen wieder nach außen wegströmt.
  • Heben Sie die Arme nach oben oder mehr seitlich, wie die Äste bei einem Baum. Fangen Sie an, die Arme sanft hin und her zu wiegen, als würde ein Wind sie bewegen. Auch Ihr Rumpf kann die Bewegungen mitmachen. Lassen Sie sich bewegen, während Sie gleichzeitig ganz stabil im Boden verankert sind.
  • Bleiben Sie einige Minuten bei dieser Übung und nehmen Sie dabei auch die Verbindung zwischen Himmel und Erde wahr. Genau das ist unser Lebensraum.

Wir sind nicht auf der Welt, um uns klein machen zu lassen. Im Gegenteil: Wir sind hier, um über uns selbst hinauszuwachsen. Doch dafür brauchen wir ein stabiles Fundament. Dieses finden wir in uns selbst und in unseren Füßen. Wir werden es niemals im Außen finden. Ich bin überzeugt davon, dass jeder von uns ein mit einem einzigartigen Mix an Fähigkeiten, Vorlieben und Kenntnissen ausgestattet ist. Diesen gilt es, in die Welt zu bringen, damit diese Welt reicher, heiler und schöner wird. Was werden Sie der Welt schenken? In was für einer Welt möchten Sie leben und wie werden Sie das in die Tat umsetzen?

Bleiben Sie verwurzelt und lassen Sie Ihre Ideen und Wünsche frei fliegen. Nichts ist unmöglich, auch wenn wir das oft denken. Die beste Anleitung dafür, das Unmögliche möglich zu machen, hat uns der heilige Franz von Assisi auf den Weg gegeben: „Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst du das Unmögliche.“